Montag, 13. Januar 2014

Lohengrin

An dieser Aufführung heute Abend schieden sich mal wieder die Geister. Ich bin sicher, dass Richard Wagner selbst eher der ablehnenden Fraktion zuzuordnen gewesen wäre.

Die Handlung war in ein Klassenzimmer verlegt worden. Die Jungs in kniekurzen Hosen und Mützen im Stil "Feuerzangenbowle", die Mädels in einer Art Matrosenkleidchen, weißen Söckchen und mit Zöpfen. Im ersten Akt flogen dann auch reichlich Papierkügelchen und gebastelte Schwalben über die Bühne. Die ungeteilte Aufmerksamkeit des Chores gab es erst als es zum Kampf zwischen Telramund und dem auf einer Hebebühne aus der Versenkung ins Geschehen beförderten edlen Ritter kam, der seinen Namen nicht nennen wollte. Aber das war auch nicht so wichtig, die Leute wollten den Kampf sehen. Ein paar Hiebe mit den Holzschwertern hatten die Balgerei aber schnell für den unbekannten Helden entschieden und die Ehre von Elsa war wieder hergestellt.

Der zweite Akt bestach durch stimmliche Leistungen sowohl der Solisten als auch des Chores. Zur Handlung ist zu sagen, dass der Frust des edlen Recken verständlich war. Hatte er seiner Holden doch gerade mühsam die Knöpfe der Bluse geöffnet und sich selbst schon mal des Hemdes entledigt, nervte seine Angetraute ihn nun mit ihrem Misstrauen und wollte von seinen Zuneigungsbekundungen eigentlich nicht recht was wissen. Er solle ihr doch vorher unbedingt seinen Namen nennen - sie würde es auch nicht weiterverraten.

Und so kam es dann wie es kommen musste. Neugier ist uns Frauen noch nie wirklich gut bekommen, ich erinnere nur an die acht (oder waren es nur sieben) Frauen des Herzog Blaubart. Der Recke gab der Forderung seiner Frau nach, tat seinen Namen - Lohengrin - kund, verließ sie aber und machte sich auf zurück an den Ort, von dem er kam. Gral hüten und so.

Bis dahin hatte ich mich wirklich prächtig amüsiert - was bei Wagner nicht unbedingt üblich ist. Ich konnte sogar in weiten Teilen über seine gedrechselte Sprache hinweghören. Den "hehren, wonnevollen Mann" mochte ich noch so durchgehen lassen, bei den "Deutschen Schwertern für Deutsche Reiche" hatte ich allerdings erhebliche Schwierigkeiten. Vielleicht sollten Wagners Texte mal überarbeitet werden ...

Gegruselt hat es mich dann zum Schluss als der neue Führer von Brabant in der Person des bis dahin zum Schwan verzauberten kleinen Bruders von Elsa mit Soldatenhelm auf dem Kopf und Maschinengewehr in der Hand präsentiert wurde. Und da ruft der Chor dann noch einmütig "Heil, heil" ... Na, was soll man davon halten!?

Insgesamt gesehen war es ein toller Opernabend. Mir hat´s gefallen!
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Lo - 13. Jan, 15:11

Lohengrin popelt...

"Lohengrin popelt!"
An diesen Satz muss ich bei Lohengrin immer denken.
Ich spielte vor Jahren in dem Stück "Das Haus in Montevideo" von Curt Götz eine Rolle, und "Lohengrin popelt" ist ein geflügelter´Satz aus diesem Stück geworden. Unvegessen. ;-)

Bubi40 - 13. Jan, 15:16

ick lach mir kaputt !!!
an jenau det selbe haick ooch jedacht ... ;-)))))
aba wen haste denn in den film jejeben ?
Lo - 13. Jan, 15:47

Ne, nüscht mit Fülm, ick hab Theater jespielt.
hier: http://www.preziosa.de/
Lange her...
Bubi40 - 13. Jan, 15:14

die "Männer und Edle von Brabant" als schulbuben ???!!!
Herzog Gottfried,mit stahlhelm und maschinengewehr ???!!!
liebe Britt,
mir fällt kein satz ein, der auch nur annähernd meine missbilligung zum ausdruck brächte ... ich versuche es erst gar nicht ...
verweisen möchte ich, wenn ich darf, auf einen großartigen "Lohengrin" ...
http://bubi40.twoday.net/stories/das-ewig-weibliche-zieht-uns-hinan/

die texte von R. W. stören mich eigentlich gar nicht, sie gewinnen sogar eine eigenartige skurrilität, wenn man sich zu ihnen den kleinen (zänkischen) sachsen vorstellt.
aber seine musik ... seine musik enthält alles, was man sich zwischen himmel und hölle überhaupt nur vorstellen kann ...

Britt M. - 13. Jan, 16:22

Also, lieber Lo, dann hätte zumindest Ihnen diese Inszenierung des Lohengrin gefallen, schauspielerische Fähigkeiten waren da sehr gefragt - und für den Josef gäbe es dann einiges an "ernsthaftem" Wagner auf Hamburgs Opernbühne.

Auch am "Tag danach" bin ich immer noch begeistert, obwohl auch ich sehr skeptisch in diese Vorstellung gegangen bin. Mir hat diese Kunstsprache Wagners noch nie gefallen, mit seinen Stories kann ich wenig anfangen und seine Frauenrollen können echt nur einer sehr merkwürdigen Einstellung der holden Weiblichkeit gegenüber entspringen. Dass hier alles mal mit einem kräftigen Augenzwinkern auf die Bühne gebracht wurde, war ganz nach meinem Geschmack. Trotz all meiner Vorbehalte mag ich Wagners Musik sehr - meistens.

Bubi40 - 31. Jan, 09:38

ich schaue öfter mal hierhin
doch furchtbar lang ist "Lohengrin"
wo ist frau Britt wohl hingekommen
ist sie dem schwane nachgeschwommen ???

Britt M. - 31. Jan, 13:29

Nachgeschwommen? Nein, lieber Josef, mir ist einfach nur kalt - auch ohne in irgendwelche Fluten zu steigen. Diese dunklen Tage lassen mich innerlich so erstarren, dass es mir oft schon zu mühsam ist, mich überhaupt an den PC zu setzen. Ich bin sozusagen auf dem Sofa festgefroren und hoffe auf einen Sonnenstrahl, der meine Lebensgeister wieder weckt.

Ihre Worte sind mir aber fast schon wie ein Sonnenstrahl ... ;-)
Bubi40 - 1. Feb, 10:47

ich schicke gern ein wenig sonnenschein als zugabe ...
Robert Schumann und Peter Anders geben sich die ehre ...

Britt M. - 1. Feb, 11:27

Lieber Josef,

damit nötigen Sie mich jetzt tatsächlich, meine schon ewig andauernde Feier anlässlich des Tages der Jogginghose auf dem Sofa zu beenden. Der Sonnenschein ist angekommen und trotz einsetzenden Regens wird es am Horizont irgendwie heller ... Mein Dank an Sie!
;-)

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