Mittwoch, 19. September 2012

Fürst Igor

Ich komme gerade aus der Oper.

Also, ich bin da ja einiges gewohnt, aber "Fürst Igor" war schon grenzwertig brutal. Da wurde gesoffen, vergewaltigt, gemordet und Suizid begangen. Und um die Grausamkeiten von Kriegen möglichst drastisch darzustellen, hingen tote Pferde von der Bühnendecke (für die Tierfreunde: es handelte sich eindeutig um Attrappen).

Die Schlussszene war dann völlig konfus. Fürst Igor legte sich engumschlungen mit seiner holden Gattin auf einem Schreibtisch nieder, der dann aus unerfindlichen Gründen im Fußboden versank. Dafür schwebte eine Statue (Reiter auf goldenem Pferd) vom Bühnenhimmel herab. Und für diejenigen, denen das noch nicht genug war, wurde auf einem Plakat die Freilassung der drei kürzlich in Russland verurteilten Punkmädchen gefordert. Das war wohl die Ergänzung aus Hamburg - die Inszenierung stammt ursprünglich aus Zürich.

Tja, der russischen Sprache nicht mächtig habe ich mich wohl immer von der wunderbaren Musik berauschen und davon abhalten lassen, mich mit dem Inhalt dieser Oper auseinander zu setzten. Da reichte der flüchtige Blick in den Hardenberg kurz vor Verlassen des Hauses wohl nicht aus ...

Wie auch immer - die Sänger und Sängerinnen waren zum großen Teil wunderbar! Und wenn ich mal die Menge an Brutalitäten vernachlässige, war es ein beeindruckender Opernabend.
212 mal gelesen
steppenhund - 26. Nov, 07:59

Für den Fürst Igor gilt das gleiche wie für Wagner-Opern. Man sollte den Inhalt und Text kennen, um die Musik voll genießen zu können. Vor allem der zweite Akt, den die meisten ja nur von den Polowetzer Tänzen kennen, bietet da relative Überraschungen, wenn man den Text kennt.
Ich habe Fürst Igor zum ersten Mal im Kremlovsky Theater gesehen. Dort ist die Bühne 30m breit und mir wurde versichert, dass es eine Besonderheit ist, wenn dort eben ein echtes Pferd auf der Bühne steht.
Dass eine Inszenierung grausame Kriegsszenen zeigt, war dort zwar nicht der Fall, kann ich aber verstehen. Meine Haltung gegenüber den Russen hat sich stark geändert, als ich die Oper sah, und mir bewusst wurde, was die Russen für ein Bollwerk 200 Jahre lang gegenüber den Tartaren dargestellt habe. Die hätten ohne die Russen alles in Europa bis Spanien überrannt. Unser Leben würde heute vermutlich anders aussehen.

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